Mythos Gordini

Und der „Hexer“ schuf den Sechser

 

Renault Sport und Gordini – das sind damals wie heute untrennbare Zauberworte für Freunde des sportlichen Autofahrens. Der geniale Ingenieur Amédée Gordini veredelte so manches Serienmodell von Renault zum Sportwagen. Gleichzeitig waren die fast immer blau lackierten Renault Gordini-Raketen stets zu überschaubaren Preisen erhältlich. Das galt für den 1964er Renault 8 Gordini mit Heckmotor ebenso wie aktuell für Twingo Gordini R.S. und Clio Gordini R.S., die heute das Logo der legendären Marke tragen.

 

Ebenso erschwinglich machte Gordini den Einstieg in den Motorsport, denn er gilt als Schöpfer des ersten Renault Markenpokals 1966. Das Erfolgsrezept des damaligen „Coupe Gordini“ trägt bis zur heutigen Renault Sport Speed Trophy: Tourenwagen auf Basis sportlicher Serienmodelle bieten viel Rennspaß zu vernünftigen Kosten bei maximaler Chancengleichheit.

 

Weitaus unbekannter ist dagegen die Formel 1-Karriere von Gordini. Sehr früh zog es den gebürtigen Italiener in den „großen“ Sport. Schon in der allerersten Formel 1-Saison 1950 standen hellblaue Gordini-Einsitzer mit einem vom „Hexer“ getunten Triebwerk in Monaco, Frankreich und Italien am Start. Allerdings waren diese Vierzylinder reine Formel 2-Motoren, denen Gordini lediglich einen Kompressor spendiert hatte. Nach Spannungen mit dem damaligen Partner Simca trat Amédée Gordini von 1952 bis 1956 mit einem eigenen Team in der Formel 1 an. Doch trotz namhafter Piloten wie Jean Behra oder Maurice Trintignant blieben Erfolge Mangelware.

 

Das sollte sich im Zuge seiner langjährigen Partnerschaft mit Renault, die 1957 ihren Anfang nahm, grundlegend ändern – wenn auch mit größeren Umwegen. Renault setzte den PS-Zauberer für das Tuning der Motoren für die Rallye-Weltmeisterschaft, für die berühmten 24 Stunden von Le Mans und für die Formel 2 ein. Die topmoderne Werkstatt, in der all diese Kraftpakete entstanden, eröffnete Amédée Gordini Anfang 1969 im Pariser Vorort Viry-Châtillon – sie wurde zur Keimzelle der heutigen Weltmeister-Macher von Renault Sport F1.

 

Aber wie trug der damals schon fast 70-jährige „Hexer“ selbst zu Formel 1-Ehren bei? Nun, er schuf 1972 gemeinsam mit den Ingenieuren des Mutterhauses den 90-Grad-V6-Motor, der sowohl für Formel 2-Renner als auch Sportwagen beflügelte. Der 285 PS starke Zweiliter-Saugmotor gewann 1976 und 1977 mit 14 Siegen in 23 Rennen die Formel 2-Europameisterschaft. In den Modellen Alpine A440 und A441 dominiert er zudem drei Jahre lang die Zweiliter-Sportwagenklasse in Europa.

 

Ab 1975 griff Gordini Renault dann nach den Sternen: Mittels Turboaufladung mobilisierte der V6 über 500 PS und wurde damit zum Kandidaten für den Gesamtsieg in Le Mans. 1978 war es soweit: Mit dem Alpine A442B gewann Renault die „24 Stunden“, eine der Kronjuwelen des Motorsports.

 

Gleichzeitig hatten schon die ersten Erfolge mit dem Gordini-V6-Turbo im Sportwagen bei Renault Sport eine sensationelle Idee reifen lassen: Warum nicht als erster Hersteller überhaupt mit einem mit Turbomotor in die Formel 1 gehen? Und so entstand parallel zu den Le Mans-Motoren auch eine 1,5-Liter-Version des unverwüstlichen V6. Im Juli 1977 schließlich debütierte der noch von Amédée Gordini initiierte V6-Rennmotor in der Königsklasse.

 

Der Rest ist Geschichte: Die anfangs vom Formel 1-Establishment verlachte Turbotechnik wurde zum Trendsetter, Renault errang 1979 den ersten von vielen Grand Prix-Siegen. Amédée Gordini selbst verstarb kurz vor diesem Triumph – doch der von ihm erdachte V6 bestimmte maßgeblich die Formel 1-Technologie und letztlich auch die Geschicke von Renault in der Königsklasse.

 

(Stand 05/2011, Irrtümer vorbehalten)

 

Quelle: www.Renault.de

Link: http://www.renault.de/renault-welt/sport/motorsporthistorie/die-boliden-aus-der-hand-von-amedee-gordini/